Klimapakt: 13 Gemeinden und der Landkreis sind dabei!
Zehn Jahre nach dem Energiewendebeschluss (2005) wollte sich der Landkreis Starnberg seiner Ziele und Absichten vergewissern und Mittel und Maßnahmen auf den Prüfstand stellen. In einer Energiewende- und Klimaschutzwerkstatt am 13. November 2015 haben sich politische Verantwortliche und andere relevante Akteure intensiv mit dem weiteren Vorgehen im Landkreis auseinandergesetzt.
Am Ende der Werkstatt haben die Teilnehmer eine Klima-Pakt einstimmig beschossen, um dem Klimaschutz und der Einergiewende eine neue Dynamik zu verleihen. Diese Klimapakt wird flankiert von einem Maßnahmenkatalog mit ausgewählten 44 Projektideen, die mit unterschiedlichen Kooperationspartnern umgesetzt werden können. Jetzt sind Verantwortliche auf Kreis- und Gemeindeebene sowie viele andere gesellschaftliche Gremien, Gewerbe und Unternehmen, die Kirchen, aber auch Bürgerinnen und Bürger gefordert, sich diesem Klimapakt anzuschließen. Der Klimapakt ist eine hervorragende Chance, für mehr Verbindlichkeit und Breitenwirkung im Klimaschutz zu sorgen.
Unter dem Motto "3 Jahre Klimapakt - und jetzt?" wurde am 29. März 2019 im Rahmen eines "Klimadialogs" im Landratsamt ein positives Zwischenfazit zum Klimapakt gezogen und von vielen erfolgreichen Klimaschutz-Beispielen aus den Landkreiskommunen untermauert. Die Dringlichkeit verstärkter Klimaschutz-Maßnahmen auf allen Ebenen zeigte der Impulsvortrag von Dr. Barthelt (Münchner Rück Stiftung). Nicht zuletzt dank des beeindruckenden Engagements vieler anwesender Schülerinnen und Schülern der Friday für Future-Bewegung wollen die zahlreichen anwesenden Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft den Klimapakt nun weiter intensivieren und ausweiten.
Impressionen dieser beeindruckenden Veranstaltung zeigt der folgende Video-Clip:
Klimaschutz aus dem Katalog
44 Projektvorschläge aus insgesamt 88 Ideen von der Klimaschutz-Werkstatt sind von der Landkreis-Verwaltung sortiert und zu einem umfangreichen „Katalog“ mit umsetzungsreifen Steckbriefen ausgearbeitet worden. In dem 50 Seiten umfassenden Maßnahmenkatalog finden sich Vorschläge zu Wärme, Strom und Verkehr ebenso wie weiter reichende Vorschläge struktureller Art und zu Konsum und Lebensstilen. Letzteres trägt der zunehmenden Erkenntnis Rechnung, dass allein mit technologischen Innovationen und der Ingenieurskunst die Lösung der globalen Energie- und Ressourcenfragen und der Klimaschutz nicht gelingen kann. Maßnahmenkatalog Klimapakt
[PDF, 675 kB]
(50 Seiten)
Vorgehensweise zur Auswahl der Projektideen
- Die Kommune berät in den jeweiligen Gremien einen möglichen Beitritt zum Klimapakt. Sie verpflichtet sich drei Maßnahmen jährlich zu beginnen bzw. umzusetzen.
- Es besteht die Möglichkeit, die Liste durch eigene Ideen zu erweitern.
- Die Stabsstellen Umwelt, Energie und Klimaschutz und Verkehrsmanagement am Landratsamt stehen den Gemeinden beratend und unterstützend zur Verfügung.
Hier geht's zum Formular für die Abfrage bei den Kommunen: Klimapakt Abfrage 2021
[PDF, 36 kB]
(pdf), Abfrage Klimapakt
[DOCX, 23 kB]
(Word).
Neuer Schwung für die Energiewende
Es trifft sich gut, dass der Klimapakt des Landkreises fast zeitgleich mit dem historischen Durchbruch in Paris für ein weltweites Klimaabkommen im Dezember 2015 beschlossen worden ist. Während das Pariser Abkommen die Staaten völkerrechtlich verpflichtet, Maßnahmen zur Erreichung der Ziele zu ergreifen, stellt der der Klimapakt ein Bekenntnis und eine Selbstverpflichtung dar zur Umsetzung von mindestens drei ambitionierten Aktivitäten jährlich. Der Klimapakt richtet sich in erster Linie an Kommunen und Landkreis, lässt sich aber genauso von Unternehmen, Verbänden, Religionsgemeinschaften, Bildungseinrichtungen und nicht zuletzt den Bürgerinnen und Bürger modifiziert anwenden und umsetzen.
Wer ist dem Klimapakt bereits beigetreten?
- Gemeinde Seefeld (19.01.2016
- Gemeinde Weßling (24.02.2016)
- Gemeinde Gauting (23.02.2016)
- Gemeinde Krailling (08.03.2016)
- Landkreis Starnberg (14.03.2016)
- Gemeinde Gilching (15.03.2016)
- Gemeinde Andechs (20.04.2016)
- Stadt Starnberg (25.04.2016)
- Gemeinde Inning (10.05.2016)
- Gemeinde Wörthsee (11.05.2016)
- Gemeinde Feldafing (19.07.2016)
- Gemeinde Pöcking (21.07.2016)
- AWA-Ammersee Wasser- und Abwasserbetriebe gKU (Dezember 2016)
- Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg mbH (Juli 2017)
- Gemeinde Herrsching (19.02.2018)
- Gemeinde Tutzing (02.10.2018)
Bei den Verbäden gwt GmbH und AWISTA gKU ist das Thema Klimaschutz in der Präambel verankert worden.
Und das setzt der Landkreis um
Folgende Maßnahmen hat sich die Landkreis-Verwaltung im Jahr 2016 im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel und Kapazitäten vorgenommen:
- Strukturen für effizienten Klimaschutz schaffen (Strukturelle Maßnahme 2.2.1.2); insbesondere ist anzustreben, Klima- und Ressourcenschutz als Querschnittsaufgabe sichtbar und wirksam in allen Beteiligungsgesellschaften des Landkreises festzuschreiben. …
- Schulung Mitarbeitermotivation im Landratsamt (Strukturelle Maßnahme 2.2.1.8)
- Werbekampagne „E-Zweitwagen“ (Mobilität 2.2.4.3)
Im Jahr 2017 sind folgende Maßnahmen umgesetzt bzw. vorbereitet worden:
- Kreativ-Wettbewerb „So wünsch ich mir die Zukunft“ für Kinder und Jugendliche (Konsum & Lebensstil 2.2.5.3.) flankierend zur Imagekampagne
- Vorbereitung der Solaroffensive für den Landkreis
- Ausbau der öffentlichen E-Mobilitäts-Ladeinfrastruktur (Mobilität 2.2.4.2.): Vergabe des Projektauftrages an eine ARGE aus gwt und Energiegenossenschaft Fünfseenland
Für das Jahr 2018 sind folgende Maßnahmen umgesetzt worden:
- Umsetzung Solarkampagne in enger Kooperation mit dem Energiewendeverein
- Solar-Komponente für Schulen flankierend zur Solarkampagne
- Zertifizierung zum Fair-Trade-Landkreis anstreben (Konsum und Lebensstile)
- Fortschreibung des Nahverkehrsplanes für den Landkreis (Mobilität 2.2.4.11.)
Für das Jahr 2019 ist folgendes geschehen:
- Solarkampagne in jeder Kommune aufgeschlagen
- Durchführung "Klimadialog" am 29. März 2019 zur Vergewisserung der Fortsetzung des Klimapaktes
- Themen der Nachhaltigkeit in den Klimapakt integrieren (Artenvielfalt, Mehrweg-Lösungen www.oismehrwert.de )
Fortschreibung des Klimapakts 2019-2022
Am 22.07.2019 hat der Kreistag einstimmig beschlossen den Klimapakt fortzuschreiben. Bis 2022 sind als Landkreis-Maßnahmen insbesondere folgende Initiativen zu prüfen und im Rahmen ihrer wirtschaftlichen und personellen Möglichkeiten umzusetzen:
- Aktionswoche „Umweltschutz in Unternehmen“ in Kooperation mit der gwt (2019)
- Aktivitäten im Kontext Bewusstseinsbildung und Nachhaltigkeit (2019), z.B.
- Initiative „Artenvielfalt“ in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde
- Einsatz des Espressomobils „Oismehrwert“ im Landkreis
- Fortsetzung Solarkampagne in Kooperation mit dem Energiewendeverein (2019 - 2020)
- Entwicklung von Maßnahmen zur Beförderung der „Bürgerakzeptanz bei Windkraft“ und Erarbeitung von unterstützenden Maßnahmen für die Gemeinden (2019 ff)
- Vorbereitung eine Öffentlichkeitskampagne zum Themenkomplex „Nachhaltigkeit“ und Aufbau eines Förderprogramms für Nachhaltigkeitsprojekte (2019 ff)
- Entwicklung eines Service-Angebots für die Kommunen für ein nachhaltiges Kommunales Energiemanagement und Prüfung der Umsetzung (2020)
- Erarbeitung von Richtlinien „Nachhaltige Beschaffung“ für das Landratsamt Starnberg und ggf. die Landkreiskommunen (2019 ff)
- Durchführung eines weiteren Klimadialogs 2022
Im Jahr 2021 wird die Gründung einer regionalen Klimaschutzagentur für die Landkreise Fürstenfeldbruck, Landsberg und Starnberg im Rahmen eines Clearingprozesses geprüft und weiterentwickelt. Auch die Umsetzung eines Solardachkatasters wird angegangen.
Der Klimapakt im Landkreis Starnberg - Ein Rückblick
Der Klimapakt ist ein besonderes Werkzeug, eine neue Dynamik für den in Zukunft überlebenswichtigen Schutz der Atmosphäre, der Umwelt und der Ressourcen zu schaffen.
- Bei der Klimawerkstatt im November 2015ist der Klimapakt-Text einstimmig verabschiedet worden. Dem sich dann auch am 14. März der Kreistag ohne Gegenstimmen angeschlossen.
- Eine Selbstverpflichtung der Gemeinden kann geduldig auf dem Papier stehen bleiben, oder aber durch die Öffentlichkeit, die mit dem Klimapakt verbunden ist, wirksam zu Verhaltensänderungen führen, zumal dann wenn sie freiwillig eingegangen wird. Es bleibt zu hoffen, dass Bürgermeister und alle anderen politischen Verantwortlichen dem öffentlichen Bekenntnis auch private Taten folgen lassen. Es wird keine Kommune und kein Bürgermeister dazu gezwungen, dem Klimapakt beizutreten. Allein die Dramatik der globalen Bedrohung und die gefährdete Glaubwürdigkeit haben inzwischen 13 von den 14 Kommunen sowie den Kreistag überzeugt, sich der Initiative anzuschließen.
- Die mit dem Klimapakt verbundenen Maßnahmen schaffen kaum Bürokratie in der Überwachung. Einmal jährlich wird von der Stabstelle Klimaschutz am Landratsamt der Stand der Umsetzung in den Beitrittsgemeinden abgefragt.
- Der Klimapakt wird dann zum Alibi, wenn man ihn nicht wirklich ernst nehmen will. Wenn wir Maßnahmen wie z. B. die Bewegungs- und Mobilitätserziehung in Schulen ernsthaft und mit Einbindung wichtiger Akteure angehen, wirken diese nachhaltig und erzeugen positive Wirkungen in vielerlei Hinsicht. Wenn wir nur halbherzig Appelle lancieren, verpuffen diese ungehört und ohne Folgen.