Aktion "Lass es blühen" zur Förderung der Artenvielfalt im Landkreis
Blumenwiesen erfreuen Mensch und Tier gleichermaßen und die Bienen zu retten ist derzeit sehr in Mode. Jeder, der möchte, kann selbst auch einen Beitrag zu einer insektenfreundlichen Gestaltung unserer Natur leisten. „Lass es blühen!“ lautet daher eine Aktion des Landratsamtes. Im Frühjahr 2019 hat das Landratsamt ausgewählte Samenmischungen für den einjährigen und mehrjährigen Anbau ausgegeben. Auch im Jahr 2020 sollen wieder an verschiedenen Orten im Landkreis über die artenreiche Gartengestaltung und -pflege aufgeklärt und entsprechende Samenmischungen verteilt werden.
Wildblumen säen - mehr Wildnis wagen
Sterile Gärten, akkurat geschnittene Hecken, penibel gestutzter Rasen und selbst im Frühjahr Laubbläser in Aktion statt Bienensummen: so sehen viele städtische, aber zunehmend auch ländliche Vorgärten im Landkreis Starnberg aus. Immerhin haben sich 30 % der Bevölkerung im Landkreis für das Volksbegehren "Rettet die Bienen" zur Unterschrift auf den Weg gemacht hat, Wenn jetzt noch Taten folgen, bekommt die Artenvielfalt über die Unterschrift hinaus eine echte Chance. Unter dem Motto „Lass es blühen!“ gab es im April 2019 erstmals Samen-Tütchen mit hochwertigen, regionalen und besonders insektenfreundlichen Wildblumensamen. Auch 2020 sollen solche Veranstaltungen mit Beratung stattfinden, da es nicht genügt, den Samen nur auf die Wiese zu streuen.
Gartenbesitzer und aufmerksame Naturliebhaber können sich Artenvielfalt im Garten selber gestalten: indem sie zur Blühzeit und Samenreife die Samen von Malven und Königskerzen sammeln und zur erneuten Aussaat bringen. Geduld ist freilich gefragt, und auch das Zulassen von Wildwuchs und unaufgeräumten Stellen im Garten erleichtert tatsächlich naturnahes und insektenfreundliches Gedeihen. Denn manche Pflanzen kommen erst im zweiten Jahr nach der Aussaat zum Blühen, und bleiben einem erhalten, wenn man dem wilden Aussamen eine Chance gibt.
Ganz gleich, wie groß ein Hausgarten ist, jeder einzelne kann viel unternehmen, um die Vorgärten naturnaher und insektenfreundlicher zu gestalten. Vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen, braucht weder finanzielle Mittel noch viel Platz. Orte mit Totholz, dürren Pflanzenstengeln, Sand und Steinen sollten dabei sein, auch heimische Sträucher und Hecken genauso wie die eine oder andere wilde, unaufgeräumte Ecke, damit Insekten und Vögel sich das ganze Jahr über wohlfühlen können. "Vielfalt verzaubert und heilt", sagt der promovierte Schmetterlingskundler Dr. Andreas Segerer in seinem Buch "Das grosse Insektensterben" (sehr lesenswert) und vermittelt eine Vorahnung davon, dass eine lebendige Vielfalt nicht nur Pflanzen und tierischen Lebewesen hilft, sondern insbesondere dem an Naturbezug mangelndem Homo consumens neue Natur-Erfahrungen und Glücksgefühle verschafft.
Der Landkreis sowie einige Gemeinden beteiligen sich übrigens an der Projektinitiative der Solidargemeinschaft Starnberger Land e.V. und des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege Starnberg e.V. „Starnberger Land blüht auf“. Ziel dieser Aktion ist die nachhaltig naturnahe Gestaltung von kommunalen Grünflächen. Der Landkreis hat bereits Planungen für die Anlage und Pflege mehrerer Blühflächen erstellen lassen. Auch die Pflege von sog. Straßenbegleitgrün soll in Zukunft auf die Förderung von Artenvielfalt ausgerichtet werden.
Blühpatenschaften und Ackerwildkräuter-Projekte in Landkreis
An mehreren Orten gibt es Angebote von Landwirten, mit Unterstützung von Bürger*innen Blühmischungen und Ackerwildkreuter zum Abau zu bringen. Schon im ersten Jahr durften sich Spaziergänger, Imker und Paten über blühende Flächen freuen. Auch wenn solche Initiativen zu begrüßen sind, sollte man doch ihre langfristige Wirkung auf die Artenvielfalt nicht überschätzen. Alleine bunte blühende Streifen in der Landschaft machen noch keinen Systemwandel, der für eine nachhaltigen Erhalt der Artenvielfalt erforderlich ist. "Insektenhotels und Blühflächen-Patenschafte mögen das eigene Gewissen beruhigen, zielen aber am Kernproblem vorbei: Unsere Konsumgesellschaft braucht einen grundlegenden Wandel um die Lebensstätten unsere heimischen Insekten und Vögel dauerhaft zu schützen", heißt es in einem wegweisenden Diskussionspapier von Dr. Wolfram Adelmann von der ANL: https://www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/hilfe_fuer_insekten/
- Blühfläche in Gauting-Unterbrunn: Informationen per E-Mail anfragen: https://www.bluehpatenschaft-muenchen.de/ackerwildkrautpatenschaft bzw. auf der Seite der BN-Ortsgruppe Gauting https://starnberg.bund-naturschutz.de/ortsgruppen/gauting.html
- Blühpatenschaften Starnbergersee in Berg, Ortsteil Kempfenhausen https://www.bluehpatenschaft-starnberger-see.de/
- In Gilching sollen Ackerblühstreifen um bewirtschaftete Felder zum Artenerhalt beitragen: mehrere Landwirte in Gilching haben diese Initiative gestartet: artenvielfalt.gilching@gmail.com
Veranstaltungen zu Artenvielfalt und Naturnahen Gärten
Die geplante Ausgabe von Wildblumensamen im Landkreis Wildblumensamen muss wegen der Corona-Krise weiterhin verschoben werden.
Die Naturschutzverbände im Landkreis bieten interessante Vorträge und Führungen an: Umweltbildung - LBV Starnberg https://starnberg.lbv.de/umweltbildung/ bzw. der Bund Naturschutz:
https://starnberg.bund-naturschutz.de/veranstaltungen
Im Rahmen des Netzwerkes Naturgarten finden sich immer wieder aktuelle Veranstaltungen, Referenten und Tipps: Netzwerk Naturgarten
Selber gärtnern: säen, pflanzen, ernten: mit den Sonnenäckern von UNSER LAND wird's möglich
Die Solidargemeinschaft UNSER LAND Starnberg bietet auch 2020 wieder die Möglichkeit, auf mehreren Standorten im Landkreis eigenes Gemüse und Blumen anzubauen. Gegen eine kleine Pachtgebühr dürfen Sie mit Ihren eigenen Händen dem Boden die Ernte abringen, in guter Gemeinschaft mit anderen Sonnenäcker-Gärtner/-innen. Mehr Informationen unter Sonnenäcker von UNSER LAND
Wettbewerb „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“
Städte und Gemeinden können an dem Wettbewerb teilnehmen. Noch bis 31. Mai werden Projektideen zur Förderung von Stadtnatur und zum Schutz von Insekten am Wettbewerb entgegengenommen. Beachten Sie die ausführlichen Informationen unter www.wettbewerb-naturstadt.de. Dort können Sie sich die Unterlagen zur Wettbewerbsteilnahme herunterladen und finden auch Beispiele für gelungene kommunale Umsetzungen.
"Blühpakt Bayern" - eine Initiative der Staatsregierung im Bayern
Mit einem Blühpakt Bayern möchte das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz den Rückgang der Artenvielfalt stoppen. Gemeinsam mit allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteuren sollen die Lebensräume der Insekten erhalten bzw. wiederhergestellt werden. Ziel ist eine spürbare Erholung der Bestände, aber auch die Schärfung von Wahrnehmung und Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger für ökologische Zusammenhänge. Mit wichtigen Zielgruppen wie der Wirtschaft, den Bürgern, den Städten und Kommunen und der Landwirtschaft werden in den nächsten Jahren konkrete Projekte umgesetzt. Der Blühpakt Bayern ist ein Baustein der Bayerischen Biodiversitätsstrategie. Auf der Webseite finden sich viele Informationen und weiterführende Links für die verschiedenen Adressaten (Unternehmen, Kommunen, Bürger etc.) Blühpakt Bayern
Im Kontext des Artenschutz-Volksbegehrens hat die Staatsregierung eine Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Bayern (Bayerische Biodiversitätsstrategie) entwickelt. Auch manche Förderprogramme z. B. für die Anpflanzung von Streuobstbäumen und Pflege von artenreichen Wiesen im Vertragsnaturschutz sind zum 1.1.2020 aufgestockt worden. Lesen Sie mehr dazu auf der Seite des Bayerischen Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz.
Naturgarten-Zertifizierung des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege
Mit Unterstützung und Beratung von Fachberater Jürgen Ehrhardt wird der Kreisverband für Gartenbau und Landespflegebei 2020 erstmals eine neue Naturgarten-Zertifizierung für vorbildliche Gärten im Landkreis anbieten und umsetzen. Diese Initiative geht von der Bayerischen Landesanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau aus. Naturnah gestaltete, mit vielfältigen Lebensräumen ausgestattete und ökologisch bewirtschaftete Gärten setzen ein Zeichen gegen die zunehmende Versiegelung und Aufheizung unserer Siedlungsflächen durch Verwendung von Pflaster oder Kies und Schotter in den Vorgärten. Ein naturnaher Garten hingegen leistet mit seiner Vielfalt zugleich einen Beitrag gegen den Rückgang von Bienen, Pflanzenund Tierarten.
Nähere Informationen finden sich unter https://www.lwg.bayern.de/gartenakademie/veranstaltungen/215964/index.php